Buchrezension

[Rezension] Modern Girl – Carrie Brownstein

Oktober 8, 2016
Titel: Modern Girl- Mein Leben mit Sleater Kinney
Autor: Carrie Brownstein
Seitenzahl: 328
Verlag: Benevento
Originaltitel: Hunger makes me a Modern Girl
Klappentext:
Mit klarem, offenem Blick erzählt Carrie Brownstein vom Aufwachsen in einer Kleinstadtidylle, deren Fassade früh zu bröckeln beginnt, vom Leben vor, mit und nach einer der bekanntesten Punkbands der USA und von dem Versuch, sich selbst in und außerhalb der Musik zu finden. (Quelle: Verlag)
Meine Meinung:
Über die Büchergruppe „Our Shared Shelf“ bin ich auf dieses kleine Schmuckstück aufmerksam geworden. „Our Shared Shelf“ ist ein feministischer Buchclub, der sich vor allem mit Werken von starken Frauen auseinandersetzt, und zudem von Emma Watson ins Leben gerufen wurde. Der englische Klappentext und die Rezensionen klangen schon sehr interessant, und als ich dann über die Verlagsvorschau von Benevento gesehen habe, dass das Buch ins Deutsche übersetzt wird, wusste ich, dass ich es unbedingt lesen muss.
Das Buch teilt sich in drei Teile, wobei es einen Abschnitt für die Zeit für Kindheit und Jugend gibt, einen großen Abschnitt für die Zeit von Sleater Kinney, und einen abschließenden Abschnitt für die Zeit nach Sleater Kinney. Im übrigen kannte ich die Band Sleater Kinney vor dem Buch eigentlich gar nicht, und bin auch sonst nicht der große Musikkenner, aber dank Carries Schreibstil und Erklärungen ist man relativ schnell drin im Lebensstil der Collage-Bands und Vollblut-Musiker. Man merkt, dass Carrie Brownstein in dieses Buch all ihre Gefühle, Erfahrungen und Liebe zur Musik verarbeitet hat. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse als Frau in der Musikwelt sind vor allem für die heutige Generation gar nicht verständlich, doch für Carrie waren sie oft kleine und große Steine auf dem Weg zum Erfolg. Fragen wie „Warum habt ihr eine reine Mädchenband?“ wären wohl Jahre später niemals gestellt wurden, waren aber zu Carries Aufstiegszeit normal.

Von da an war mir klar, dass ich nie zu denen gehören wollte, die sagen: Versteck dich. Es ist eine zerstörerische Botschaft.
(Seite 72)

Durch ihre ehrliche, offene und authentische Art stößt Carrie mit ihrem Buch an Ecken und Kanten bei sich selbst, doch gerade weil sie sich nicht scheut ihre eigenen schlechten Seiten zu zeigen und darüber zu schreiben ist dieses Buch die wohl ehrlichste Autobiographie seit langem. Sie spricht über Gefühle zu ihren Eltern, ihrer Schwester und zu sich selbst. Sie beschreibt die Sehnsucht nach ihrer Freundin Corin, und der Schmerz als sie vor aller Augen geoutet wurden in einem Magazin, obwohl ihre Eltern noch nichts davon wussten. Sie schafft es, selbst dann den Leser für sich zu gewinnen, wenn sie gerade ihre dunkelste Seite beschreitet.
Man sollte keine Scheu haben, zu diesem Buch zu greifen, denn es erwartet den Leser eine ehrliche und durch seine Thematik „Frauen in der Musik zur Riot-Grrrl-Bewegung“ einzigartiges Buch. Mich konnte jede Phase von Carries Leben unterhalten und packen, und vor allem ihre schonungslose Ehrlichkeit hat mich überrascht und teilweise tief berührt. Neue Blickwinkel auf das Leben in einer anderen Generation zu erhalten finde ich spannend und interessant. Wie schon erwähnt ist der Schreibstil sehr angenehm und verständlich, die Geschichte fließt nur so dahin.
Fazit:
Eine ganz besondere Autobiographie. Eine ganz besonderes Geschichte. Carrie Brownsteins schafft es durch Authentizität und Offenheit den Leser zu faszinieren und zu begeistern. Selbst als Nicht-Musikkenner ist dieses Buch ein kleines Highlight und liefert Lesestoff zum Nachdenken. Ich empfehle dieses Buch jedem Leser, der gern außergewöhnliche Lebensportraits liest und sich für feministische Literatur interessiert.
Vielen Dank an den Benevento-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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