Buchrezension

[Rezension] Lieber Daddy-Long-Legs – Jean Webster

November 4, 2017

Titel: Lieber Daddy-Long-Legs
Autor: Jean Webster
Seitenzahl: 256
Verlag: Königskinder
Originaltitel: Daddy-Long-Legs
Übersetzer: Ingo Herzke
Jerusha Abbott ist im Waisenhaus John-Grier-Heim aufgewachsen. Sie lebt mit wenig, und gibt immer alles. Sie sucht nach einem Ausweg, und dann erscheint er plötzlich aus dem Nichts, ein Wohltäter auf. Er will Jerusha fördern und ihr das Collage spendieren, er hat jedoch zwei Bedingungen: Er will unbekannt bleiben und monatlich einen Brief über ihren Fortschritt erhalten. Und so beginnt der großartige Briefroman von Jean Webster.

Jerusha, oder Judy wie sie sich lieber selbst nennt, ist eine ganz besondere Protagonistin. Durch ihr Leben im John-Grier-Heim hat sie viele der „normalen“ Dinge nicht erlebt. Sie hat die Schule besucht, dort war sie sehr geschickt, und hat danach im John-Grier-Heim gearbeitet, ohne Aussicht auf eine echte Zukunft. Und sie wirkt dennoch in sich zufrieden, und durch Daddy-Long-Legs erhält sie eine Chance, mit der sie nie gerechnet hat. Deshalb ist sie auch zunächst zurückhaltend und vorsichtig. Diesen Wesenszug fand ich an Judy besonders wundervoll, dass sie immer mit Vorsicht lebt, und weiß, dass das Leben auch nimmt, statt nur zu geben. Und genau deshalb hat mich Jean Webster mit dem Aufblühen von Judy total gefangen genommen. Sie erlebt endlich all die Dinge, die ihr bisher nicht zugestanden haben, und geht darin total auf. 
Entscheidend für diesen Schritt und diese Entwicklung ist Daddy-Long-Legs, der geheimnisvolle Mann der nie antwortet, und den wir trotzdem Stück für Stück kennenlernen und mögen. Natürlich sehen wir ihn immer nur durch die Augen von Judy, dennoch gewinnt er auch für den Leser an Sympathie. Für mich war nach ungefähr zwei Drittel des Buches deutlich, wer hinter Daddy-Long-Legs steckt, und auch wen Judy wirklich lange brauch, war der Weg dorthin, trotz meiner Vermutung amüsant und aufregend. Ich glaube an dieser Stelle auch nicht, dass Judy dadurch“unrealistisch“ wirkt, weil sie nicht sofort alles zusammen zählen kann, denn trotz ihrer Freude am Lernen scheint es, als fehle ihr eine gewissen Lebenserfahrung um diesen Schluss ziehen zu können.
„Vielleicht sollten zwei Menschen, wenn sie perfekt harmonieren, wenn sie zusammen immer glücklich und getrennt immer einsam sind, nichts auf der Welt zwischen sich kommen lassen“ (Seite 246)
Aufgelockert wird der Briefroman durch interessante und einfache Zeichnungen, die Judy in ihre Briefe einbindet. Auch fand ich den Spannungsbogen gelungen, man bangt mit Judy einfach mit, ob man will oder nicht. Die neue Übersetzung aus dem Königskinderverlag ist gelungen, und ich bin froh, dass ich so Zugang zu diesem Klassiker bekommen habe. Und ich kann auch schon verraten, dass im kommenden Jahr der zweite Teil von Jean Webster erscheinen wird. 
Fazit:
Ein Klassiker der viel zu wenig gelesen wird, doch dank dem Königskinderverlag erhält auch eine neue Generation Zugang zu diesem wirklich gelungen Roman. Der Briefroman von Jean Webster erzählt zum einem von einer jungen Frau die endlich eine Chance erhält, sondern auch von Liebe, auf ganz einfache und wunderschöne Art.

 



Vielen Dank an den Königskinder-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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  1. YEAH!! ❤ Du magst das Buch auch so sehr wie ich! Ich habe mich ja in die Geschichte verliebt und auch in das Zitat welches du so schön in deine Rezension eingebunden hast! Du hast das wirklich toll beschrieben und es freut mich, dass dich das Buch auch so begeistert hat!
    Jule ❤

  2. Bücher die auf eine besondere Art geschrieben sind finde ich immer unheimlich toll, einfach weil sie so eine super Abwechslung vom normalen Lesen sind! Zwar könnte ich nicht nur solche lesen, aber ab und zu mal eins mischt die richtige Prise Neues ins Lesen 🙂
    Einen Klassiker wollte ich eh schon laaange mal wieder lesen, das Buch behalte ich im Auge!
    Liebe Grüße
    Hannah

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